Athletik – Was ist das überhaupt?
Höher – schneller – weiter, wer kennt es nicht. Die Menschheit ist in ihrem Wesen so programmiert, dass sie sich weiterentwickeln und anpassen muss. Andernfalls wären wir nicht hier, wo wir jetzt sind – rein evolutionstechnisch gesprochen. Diese Anpassung ist eine Form der Athletik.
Wenn wir nicht gelernt hätten, unseren Oberkörper aufzurichten und auf zwei Beinen zu stehen, würden wir heute nicht versuchen, genau diesem Muster bedingt durch das viele Sitzen und der mangelnden körperlichen Aktivität entgegen zu wirken.
Was ich dir damit sagen möchte: Es gibt immer Potenzial. Potenzial, das freigesetzt werden kann. Sei es nun im persönlichen Kontext, sei es im sportlichen Umfeld oder im Beruf. Und Athletiktraining setzt genau an dieser Stelle an. Doch vorerst stelle ich euch meine etwas andere Definition von Athletik vor und wie ich sie im Athletiktraining in meiner täglichen Arbeit interpretiere – Stichwort Alltagsathletik! 😉
Fakt ist aber, dass es keine eindeutige sowie stichfeste Definition von Athletik gibt. Athletik ist das, was man möchte. Und damit kommen wir wieder auf den Potenzial-Aspekt – denn Athletik ist das, was du daraus machst oder machen willst! Die Differenzierung ist sehr wichtig um eben jedem Teilbereich der Athletik gerecht zu werden. Entscheidend ist, welchem Ziel die Athletik dient. Dort sind körperliche Ziele, mentale Ziele und ästhetische Ziele zu nennen.
• Ich denke du stimmst mir zu, dass ein ambitionierter Sportler der in seiner Sportart immer besser werden möchte oder verletzungsfrei bleiben will, als Athlet bezeichnet werden kann.
• Möglicherweise will dieser Sportler aber ebenfalls auch in mentaler Hinsicht besser werden. Seine Glaubenssätze verbessern, seine mentale Bereitschaft erhöhen oder seinen Verletzungsängsten begegnen. Auch das ist Athletik – Mindset genannt.
Athletik ist nicht das Ziel, Athletik ist der Weg zum Ziel
• Aber auch ein Natural-Bodybuilder, der mit dem Ziel der optimalen Körperzusammensetzung es mit Leidenschaft und Ehrgeiz im Bereich der Athletik auf die Bühne schaffen will oder damit seinen Lebensunterhalt bestreitet, ist ein Athlet.
• Ist aber nicht auch ein Familienvater ein Athlet, der jeden Morgen 30 Minuten vor seinen Kindern und seiner Frau aufsteht, die von seinem Trainer verordneten Übungen absolviert um schmerzfrei, leistungsfähig im Beruf sowie gesund & fit für seine Familie zu bleiben?
Athletik ist nicht das Ziel, Athletik ist der Weg zum Ziel. Die Ziele, die jeder selbst in sich trägt und für diese er jeden Morgen aufsteht. Deswegen ist meine persönliche Definition von Athletik die folgende:
Athletik bedeutet für mich die geistige und körperliche Fähigkeit, um leistungsfähig und vor allem gesund zu bleiben. Die Abwesenheit von Schmerz und ein effektiver Schutz vor Verletzungen stehen dabei ebenso im Fokus wie der sportartspezifische Leistungsgedanke.
Vielleicht kannst Du mit meiner Definition ja etwas anfangen.
Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch ein natürliches Verlangen nach Bewegung besitzt und für ein bestimmtes Ziel im Leben brennt. Die Athletik hilft Dir dabei, dieses Ziel zu erreichen.
Ich bin mir also sicher, dass jeder bereits im bisherigen Leben in irgendeiner Form Berührungspunkte mit Athletik hatte. Vorrangig verbinden wir Athletik grundsätzlich mit sportlichen Wettkämpfern, die um eine Medaille, um einen Pokal oder um die Ehre wettstreiten. Athletik verknüpfen die meisten auch immer sofort mit Sportarten, z.B Olympischer Leichtathletik, Ballsportarten oder dem Zehnkampf. Athletik ist aber wie wir herausgefunden haben auch in unserem Alltag ein wichtiger Bestandteil.
Wo hat die Athletik ihren Ursprung?

Die Verknüpfung mit beispielsweise Olympischen Sportarten hat natürlich ihre Berechtigung. Die frühesten dokumentierten Formen der Athletik sind im alten Griechenland und Rom zu finden. Damals kamen die sportlichen Wettkämpfe auf, eher aus Prestigegründen zwischen den damals rivalisierenden griechischen Stadtstaaten. Und in Rom mussten sich die Gladiatoren mehr oder weniger freiwillig in den Arenen der Republik gegen wilde Tiere und andere Gladiatoren behaupten, denn damals war eine gut ausgebildete körperliche und mentale Athletik defintiv eine Art Lebensversicherung.
Natürlich wurden in frühesten Zeiten bereits immer Soldaten athletisch ausgebildet, um eben schneller, kräftiger und stärker als der Gegner zu sein. Dies ist bis heute so und diesem Umstand verdanken wir auch, dass mithilfe der Forschung ein sehr gesteigertes Interesse an effektiven und zeitsparenden athletischen Konzepten besteht – sowohl im Sport als auch im Alltag.
Was bedeutet das als Konsequenz für die Gegenwart?
Da wir heute in der Regel (hoffentlich) weder mit wilden Tieren kämpfen müssen, noch in den Krieg ziehen müssen, hat sich auch die Zielsetzung der Athletik natürlich angepasst. Im sportlichen Bereich strebt man Verletzungsprävention an und versucht bestehende Verletzungen schnell zu rehabilitieren. Sportliche Leistungssteigerung und vor allem die Leistungskonstanz sind im Elite- sowie Amateursportbereich eine sehr wichtige Eigenschaft, um die gesteckten Ziele im Einzel- und Mannschaftssport zu erreichen.
Ich möchte an dieser Stelle eindringlich anmerken, dass man das Rad nicht immer neu erfinden muss. Die Kniebeuge war bereits vor 2000 Jahren eine super Übung – und das ist sie heute auch noch. Athletik bedeutet nicht, immer die neuesten und ausgefallensten Übungen zu machen. Es werden genau diese Maßnahmen gesucht, die für denjenigen Athleten und sein individuelles Ziel die besten Resultate erzielt. Dies führt mich zum nächsten Punkt – zum Athletiktraining.
Was macht ein „Athletiktraining“ aus?

Athletiktraining ist wie du dir sicher schon denken kannst ein Maßnahmenpaket, um die Athletik zu verbessern. Diese allgemein zu verbessernden Fähigkeiten nennt man konditionelle Fähigkeiten und lauten:
- Kraft
- Ausdauer
- Schnelligkeit
- Beweglichkeit
Diese einzelnen Fähigkeiten untergliedern sich erneut in verschiedene Unterformen, dazu aber in der Zukunft noch einige weitere Artikel auf meinem Sportfokus-Blog – versprochen!
Als Athletiktrainer bedient man sich zur Verbesserung eben jener konditionellen Fähigkeiten an einigen Instrumenten, ich möchte dir diese Wichtigsten im Folgenden vorstellen.
- Befundung & Anamnese
- Zielsetzung
- Testungen & Screening
- Trainingsplanung & Periodisierung
- Integration des Trainings in den Alltag
Befundung & Anamnese
Der erste und wichtigste Schritt ist die Ermittlung des Status Quo. Woher soll man wissen, wie weit man gehen kann, wenn man nicht weiß, wo man steht? Das gleiche gilt für Athletik – ich muss wissen auf welchem Stand ich bin und in welcher Verfassung mein Körper ist um zu wissen was ich erreichen kann. Die Erstbefundung bezieht die gesamte Physiologie des Körpers mit ein, dies beinhaltet auch einen Sichtbefund des Körpers. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die Fragen zur allgemeinen Konstitution, zu Vorerkrankungen und der Verletzungshistorie. Wird meine Leistungsbereitschaft durch z.B Medikamente beeinträchtigt, wie gut regeneriere ich nachts, was ist in meiner täglichen Ernährung ein positiver oder negativer Begleiteffekt?
Zielsetzung
Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg – wahre Worte und ich denke viele machen dort den entscheidenden Fehler. Gerade wenn wir über die innere Motivation und den Antrieb sprechen, haben sehr viele Sportler enormen Verbesserungsbedarf. Eine komplette Zielanalyse beinhaltet sowohl kurz-, mittel- als auch langfristige Ziele mit in definierten Zeiträumen. Diese zieltechnische Dreifaltigkeit ermöglicht eine realistische und gut planbare Ausgangsbasis für die athletische Reise. Mein dringender Appell: Und wenn es nur kleine Ziele sind – unbedingt definieren und am besten schriftlich festhalten.
Testungen & Screening
Die Funktion des Körpers zu analysieren, Schwachstellen aufzudecken, Dysbalancen zu erkennen und positive sowie negative körperliche Einflussfaktoren zu entdecken ist das Ziel einer umfassenden Testung – auch Screening genannt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden festgehalten und stetig, zumindest im vierteljährlichen Rhythmus, aktualisiert. Anhand dieser Testungen lässt sich der Fortschritt der getroffenen Maßnahmen am besten aussagekräftig analysieren und im Trainingsverlauf festhalten.
Trainingsplanung & Periodisierung
Hier geht es an die Praxis – hier werden Maßnahmen in Form von Trainingsübungen getroffen, um die zuvor im Screening entdeckten negativen Einflussfaktoren auf die Leistungsfähigkeit zu eliminieren oder zumindest ihren Einfluss zu minimieren.
Die Trainingsplanung beinhaltet auch die komplette Struktur des Trainings. Wie oft trainiert wird, wie lange trainiert wird, wann Pausen angebracht sind, sowie in welcher Form und Intensität die Übungen absolviert werden. Das alles natürlich im Zusammenspiel mit bereits bestehenden Einflussfaktoren wie der sportlichen Aktivität und dem Alltag des Trainierenden.
Die Periodisierung ist die allgemeine Struktur, die sich in Mikro-, Meso – und Makrozyklen unterteilt – ähnlich wie die bereits angesprochene Zielvereinbarung über einen kurz-, mittel- und langfristigen Zeitraum. Damit erhält das Training die nötige Planbarkeit um Progression und Leistungssteigerung zu ermöglichen.
Integration des Trainings in den Alltag
Der beste Trainingsplan bringt allerdings nichts, wenn er nicht durchgeführt werden kann. Viele Sportler und Athleten verlaufen sich in dieser Hinsicht leider viel zu oft – vergessen die so eminent wichtige Regeneration, da der Körper nur in den Ruhepausen aufbauen kann. Im Training werden nur die Reize gesetzt, in der Regeneration erreicht der Körper das neue gewünschte Leistungsniveau.
Leider wird oftmals sowohl die Regeneration, als auch dessen zeitliche Komponente völlig unterschätzt. Was dazu führt, dass aus Frustration gar nicht mehr trainiert wird oder vielleicht nur ein Bruchteil dessen, was ursprünglich angedacht war.
Zum Beispiel wird ein Familienvater mit einer 42h Woche und drei kleinen Kindern wird eben nicht 6x / Woche den Gang ins Fitnessstudio antreten können, ohne seine anderen familiären Verpflichtungen zu vernachlässigen.
Daher ist der beste Trainingsplan der, der tatsächlich auch trainiert wird – und wenn es nur 2×20 Minuten pro Woche sind.

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel weiterzuhelfen und Dir vielleicht einen neuen Blickwinkel auf den Themenkomplex der Athletik ermöglichen. Wenn Du ein professionelles Athletiktraining in Deiner Sportart in Betracht ziehst, sollten die oben genannten Schritte ein fester Bestandteil Deines Trainingsstarts sein.
Es würde mich freuen, wenn du mir ein Feedback zum Artikel gibst. Du kannst auch gerne jegliche Fragen oder Anregungen in die Kommentare posten.
Wenn Du allgemein wissen möchtest, wobei Dir dieser Blog helfen kann, dann wirst du hier fündig.
Dein Athletik- und Gesundheitscoach
Chris
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